„Bildungsvielfalt statt Einheitsbrei“
Dr. Timm Kern MdL beim 14. Herbstfest der FDP Remseck
Remseck/bk: Dr. Timm Kern, der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, ging beim Herbstfest der FDP Remseck mit der Schulpolitik der Landesregierung hart ins Gericht: Getrieben von Ideologie werde ein gut funktionierendes Schulsystem über den Haufen geworfen, alles auf den Kopf gestellt und schlechte Ergebnisse erzielt.
Kern stellte klar, dass sich Schulen ständig weiterentwickeln müssten. Statt Reformen sei aber die Revolution ausgerufen worden und das Ergebnis könne nun besichtigt werden: Hohe Sitzenbleiberzahlen schon in den unteren Klassen von Realschule und Gymnasium. Statt erst ein qualifiziertes Beratungs- und Testungsverfahren an den Grundschulen einzuführen und dann die verpflichtende Grundschulempfehlung abzuschaffen, sei sie ohne begleitende Maßnahme sofort aufgehoben worden. Im Ergebnis machen nun viele Kinder an den weiterführenden Schulen frustrierende Schulerfahrungen.
Für Kern kann auch die von der Landesregierung eingeführte Gemeinschaftsschule nicht die Einheitsschule für alle Schüler sein. Er warb für ein differenziertes Schulsystem, das in seiner Vielfalt den unterschiedlichen Begabungen gerecht werden müsse. Die Gemeinschaftsschulen sind für ihn ein Angebot neben den Real- und Werkrealschulen. Kern lobte dabei das Remsecker Modell: In der Großen Kreisstadt gibt es eine Gemeinschaftsschule neben einer Realschule und nicht anstelle der Realschule.
Mangelnde Differenzierung machte der Bildungsexperte auch bei der nun beschlossenen Ganztagsgrundschule aus: Durch erhöhte Lehrerzuweisungen werden eine verpflichtende Ganztagsschule an vier Tagen bis ca. 16 Uhr als Modell vor Ort durch das Land unterstützt. Familien, die nachmittags ihre Kinder zu Hause betreuen wollen, haben diese Möglichkeit dann gar nicht mehr. Umgekehrt wird z.B. für Berufstätige, die jetzt durch differenzierte Hortbetreuungen bis 17 Uhr individuelle Betreuungslösungen für ihre Kinder haben, diese Möglichkeit dann genommen. Auch hier werde eine Einheitslösung den vielfältigen Familienmodellen und individuellen Bedarfen nicht gerecht.
Kern arbeitete auch heraus, dass die Landesregierung eigentlich auf eine Einheitsschule für alle Kinder hinarbeite. An das Gymnasium traue man sich im Moment vor der nächsten Landtagswahl nur nicht heran. „Wenn diese Regierung über 2016 hinaus weiterregiert, ist in der nächsten Legislaturperiode das Gymnasium dran. Das muss jeder Wähler wissen.“ Eine ungute Rolle nehme in der Schulpolitik auch der Ministerpräsident ein. Kretschmann spiele in Interviews den konservativen Schulpolitiker, der Ziffernoten, Sitzenbleiben und Leistungsanforderungen verteidige, lasse aber in seiner Regierung alle gewähren, die genau das Gegenteil beabsichtigen. In der Schulpolitik würden die wahren Ziele verschleiert und mit einer Art Salamitaktik vorgegangen. Aus dem Publikum wurde daran erinnert, dass der Stabsstellenleiter Gemeinschaftsschule im Kultusministerium Norbert Zeller bei einer Veranstaltung in Remseck ausdrücklich davon gesprochen hatte, dass das Gymnasium aus politisch-taktischen Gründen im Moment noch nicht in der Gemeinschaftsschule aufgehe. Dass die Mehrheit der Baden-Württemberger nach Umfragen sehr unzufrieden mit der Schulpolitik der Landesregierung sei, verwundere bei solchen Absichten nicht.