Der verkürzte Blick auf die Remsecker
Letzte Woche hat die FDP Fraktion in der Remseck Woche ihr Nein zu den KUBUS-Plänen der Gemeinderatsmehrheit im Rahmen des Rathausneubaus begründet. Diese Woche wollen wir noch eine Argumentationslinie mit einer etwas längeren Perspektive ziehen: Im Mai 2016 hatte die FDP die Vorzüge einer Mediathek in einem Antrag umfassend begründet: Es „gibt … viele Kommunen, bei denen sich die Bibliothek als neuer zentraler Austauschort der Bürger etabliert hat: Die Bibliothek ist dort der einzige öffentliche und wetterfeste Raum, der nicht an Aufenthaltsbedingungen wie z.B. Konsum geknüpft ist. Bibliotheken können sich so zum einzigen nichtkommerziellen und für jedermann zugänglichen Treffpunkt in der Stadt entwickeln. Dafür dürfen sie aber weder auf Bücher noch auf Medien beschränkt sein, sondern müssen sich zu einem Ort des Lernens, der Begegnung und des aktiven Tuns entwickeln.“ Für uns ist die Mediathek die Chance für Remseck, die zukünftige Mitte zu beleben und einen wirklichen Einwohnertreffpunkt aufzubauen. Mit Einwohnern meinen wir alle in Remseck lebenden Menschen, nicht nur die in Vereinen organisierten und an Institutionen gebundenen Mitbürger. Hier liegt der große Unterschied der Positionen im Rat: Die Mehrheit sieht den KUBUS vor allem als Räumlichkeit für Remsecker Vereine und Institutionen, die FDP sieht im KUBUS mit Mediathek vor allem einen Treffpunkt für alle Remsecker unabhängig von ihrer vereinsmäßigen Organisation und institutionellen Anbindung (z.B. an Ortsteilbibliotheken).
Bildquelle: HHL Architekten
Remseck muss für seine nun 26.000 Einwohner auch in Zukunft attraktiv bleiben. Den hohen Einwohnerzuwachs verdanken wir der Attraktivität unserer Stadt als Wohnstandort für Familien mit gutem Kinderbetreuungs- und Bildungsangebot. Doch die Familien werden älter werden, die Kinder werden nach der Schulzeit in der Mehrheit Remseck verlassen. Unsere in den letzten Jahren zugezogenen Neubürger werden wir nur halten können, wenn wir ein attraktives Angebot machen. Hier wird die Neue Mitte eine entscheidende Rolle spielen. Gelingt es, sie attraktiv und vielfältig zu gestalten, wird sich Remseck zwischen Stuttgart, Ludwigsburg, Waiblingen, Fellbach und Kornwestheim behaupten können. Gelingt dies nicht, wird sich für unsere Stadt in dieser Sandwichposition Einwohnerrückgang ergeben und sich eines Tages die Existenzfrage zwischen den „Großen Fünf“ stellen.
Die Tragweite und Bedeutung der Entscheidungen zur Neuen Mitte hat die Mehrheit im Rat unseres Erachtens nicht erkannt. Die Ratsmehrheit denkt die Remsecker vor allem von den vereinsmäßig organisierten Mitbürgern her und sieht die Nutzung des KUBUS vor allem aus dieser Perspektive. Auch wir schätzen das vielfältige Remsecker Vereinsleben sehr, sind uns aber bewusst, dass insbesondere die Neubürger hierdurch nur zum kleineren Teil erfasst werden. Wir brauchen in der neuen Mitte vor allem ein freies Angebot für alle Einwohner.
Für uns war die Diskussion um die KUBUS-Nutzung auch ein Déjà-vu: 2004 gab es eine große Diskussion um die Entwicklung der Vereinssportstätten in der Stadt. Es ging um Schwerpunkte in den Stadtteilen. Um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben wurde eine repräsentative Befragung in Auftrag gegeben, wo die Remsecker welchen Sport durchführen. Das Ergebnis erbrachte keine Erkenntnisse für die Vereine und ihre Sportstätten, sondern ergab, dass die Einwohner ihrem Sport vor allem individuell in Feld, Wald und Wiesen nachgehen (v.a. Joggen, Radfahren) und sich nichts mehr wünschen als ein Freibad in der Stadt. Schlagartig wurde klar, dass der Blick auf den Vereinssport zu fokussiert war. Die damalige Erfahrung mit dem verkürzten Blick auf die Remsecker scheint die Ratsmehrheit wieder vergessen zu haben. Statt Freibad Mediathek – das wäre doch was!
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Mit liberalen Grüßen für die Freien Demokraten Remseck
Kai Buschmann – FDP-Vorsitzender / Regional- und Stadtrat