Verkehrskollaps: Radikalere Vereinfachung des VVS-Tarifsystems wagen
Die LKZ hat die FDP-Fraktion in der Regionalversammlung in Sachen VVS-Tarifreform als „Spaßbremse“ bezeichnet, weil wir nicht vorbehaltlos in den allgemeinen Jubel über die Reform einstimmen. Was ist der Hintergrund? Der VVS-Aufsichtsrat hat Fakten geschaffen und sich vor einer öffentlichen Diskussion über die verschiedenen möglichen Modelle einer Tarifreform schon festgelegt. Der VVS mit seinem Aufsichtsratsvorsitzenden, dem Stuttgarter OB Kuhn, will das Modell durchdrücken, das die 10er und 20er Zone in Stuttgart zu einer Zone vereinigt, d.h. die Stuttgarter könnten künftig für 2,50 € im gesamten Stadtgebiet fahren. In den Landkreisen ist eine Zusammenlegung der Sektoren zu Ringen geplant, also alle 30er Sektoren bilden dann künftig einen Tarifzonenring um Stuttgart, alle 40er Sektoren einen weiteren Ring usw. Durch die Zusammenlegung der Zonen 10 und 20 zu einer Zone wird das Ticket künftig für Remsecker, die täglich mit der Bahn nach Stuttgart-Mitte pendeln, um eine Zone günstiger. Inhaber von Zeittickets in Remseck Richtung Stuttgart mussten sich bisher entscheiden: Nutzer der S-Bahn von Neustadt-Hohenacker mussten die Sektoren 32-20-10 kaufen und konnten nicht alternativ mit Bus und S-Bahn via Ludwigsburg (liegt in 34) nach Stuttgart pendeln und umgekehrt. Künftig sind alle drei Wege mit dem ÖPNV von Remseck nach Stuttgart (S-Bahn von Neustadt-Hohenacker, U12 von Neckargröningen und Bus/S-Bahn über Ludwigsburg) in der 30er Zone und damit hat ein Remsecker Zeitticketinhaber täglich die freie Wahl, auf welchem Weg er/sie nach Stuttgart fährt. In derselben Zone wie Remseck liegt künftig auch Waiblingen, d.h. die Fahrt dorthin wird auch günstiger.
Bildrechte FDP: FDP-Vorschlag: Radikale Vereinfachung
Insofern ist das vom VVS favorisierte Modell ein Schritt nach vorne, da es das Sektorenchaos schon einmal vereinfacht. Man kann aber weiter springen. Diskutiert wurde hinter verschlossenen Türen beim VVS auch ein Modell, das alle Sektoren in den Ringen 30 und 40 zu einer Zone vereinigt und die Sektoren der Ringe 50 bis 70 zu einer weiteren Zone. Wir hätten dann ein ganz einfaches Drei-Zonen-Modell (Stuttgart, südliches Kreisgebiet und nördliches Kreisgebiet) ähnlich wie in Berlin (dort ABC). Auch nach Meinung des VVS wäre das die radikalste Vereinfachung des Tarifsystems und brächte die meisten Wechsler vom Auto zum ÖPNV. Da der VVS aber ursprünglich höhere Mindereinnahmen als bei seinem Favoriten errechnete (ca. 15 Mio €), schreckten die Landräte und OB Kuhn davor zurück. Nach Überzeugung der FDP sind die Mindereinnahmen der 3-Zonen-Lösung aber zu hoch angesetzt, da ein attraktiveres Zonen-Modell auch mehr Umsteiger bringt. Der VVS rechne aber bei allen Modellen mit demselben Wechslerpotenzial. Unserer Meinung nach wird die ganz große Lösung künstlich schlecht gerechnet. Angesichts des Verkehrskollapses, der Diskussion um die Luftbelastung und drohender Fahrverbote brauchen wir aber einen großen Wurf, für den wir auf allen Ebenen werben. Kurios ist, dass die Entscheidung für das Ringmodell des VVS zwischen den Kreischefs fiel, als der VVS noch von 4,5 Millionen Mehrfahrten pro Jahr durch die Reform ausging. Später korrigierte er die Sogwirkung Richtung ÖPNV durch die günstigeren Preise auf 8,8 Millionen Mehrfahrten und geht neuerdings gar von 11 Millionen Mehrfahrten aus. Mehrfahrten bedeuten aber auch Mehreinnahmen. Wenn der Umsteigeanreiz vom Auto zum ÖPNV durch die Preissenkung so hoch ist (und beim weitergehenden Modell noch höher wäre), kann der VVS auch den großen Wurf wagen.
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Mit liberalen Grüßen für die Freien Demokraten Remseck
Kai Buschmann, FDP Vorsitzender + Stadt- und Regionalrat