Seit Dienstag, den 17. März waren die Schulen komplett, die Kitas für den Regelbetrieb (Phase 1) geschlossen. Notgruppen für Kinder, deren Eltern in so genannten systemrelevanten Berufe (z.B. Gesundheit, Lebensmittelversorgung, Information- und Telekommunikation, Transport und Verkehr, Finanz- und Versicherungswesen, Medien und Kultur, Staat und Verwaltung und Abfallwirtschaft) arbeiten, wurden eingerichtet. Vergeblich wurde nach Berufen im pädagogischen Bereich gesucht. Die Erkenntnis war irgendwie ernüchternd: pädagogischer Bereich nicht systemrelevant!! Wie denn auch, Erzieher*Innen müssen für die Kinder von Eltern in den „wirklich“ wichtigen Berufen da sein. Die Berufsgruppe Erzieher*Innen wurde sozusagen auch über Nacht zu Betreuer*Innen. Doch was ist mit deren eigenen Kindern? Die haben kein Anrecht auf eine Notgruppe – schon seltsam.
Bild: FDP Remseck – Kita Hochberg
Dann folgte vor einigen Wochen Phase 2: die erweiterte Notgruppe für Kinder, deren Eltern nun eine Bescheinigung der Präsenzpflicht durch den Arbeitgeber vorweisen konnten. Doch was war mit allen anderen Kindern, deren Eltern keine solche Bescheinigung haben, die mussten zu Hause bleiben. Das Ergebnis ist bekannt: Zunehmende Überforderung wurde geklagt. Betreuung zu Hause in Verbindung mit Homeoffice, ein herausfordernder Spagat. Auch das homeschooling, ein moderner Begriff für Hausunterricht, früher undenkbar, belastet sehr viele Eltern. Sie fühlen sich teilweise überfordert, gerade bei den Erstklässlern ist diese Art von Unterricht schwer. O-Ton einer Mutter: „Nun soll ich meinem Kind Schreibschrift beibringen, dabei habe keine Ahnung, wie das funktioniert. Nebenbei muss ich selber auch noch Homeoffice machen oder das jüngere Kind betreuen.“ So geraten Eltern schnell an ihre Grenzen. Welch ein Glück, wenn zu Wohnung/Haus ein Garten gehört, das kann zur deutlichen Entspannung beitragen. Doch was ist mit den Familien, die in sehr beengten Verhältnisse wohnen und/oder ohne Zugang zur technischen Ausstattung mit digitalen Endgeräten. Um diese Familien/Kinder müssen wir uns Sorgen machen, sie laufen Gefahr, abgehängt zu werden und auf der Strecke zu bleiben. Seit 10 Wochen gibt es keinen geregelten Schulbetrieb und keine Regelbetreuung in den Kitas. Die Sorge, dass Gewalt an Kindern in der Familie verstärkt auftritt, hat die „Heidelberger Gewaltambulanz“ bestätigt. Während der Corona-Krise (Stand 5. Mai) wurden deutlich mehr Kindesmisshandlungen verzeichnet. Kinder wurden vermehrt geschlagen, getreten und gewürgt. „Wir gehen von einer vorübergehenden Verdreifachung der Fälle aus“, so die Leiterin der Gewaltambulanz, ohne absolute Zahlen zu nennen.
Phase 3 soll laut Kultusministerium ab 18. Mai starten, eingeschränkter Regelbetrieb, was genau bedeutet das? Das Kultusministerium ließ die Kommunen mit fundierten Informationen im Stich. Ein Brandbrief von einigen Bürgermeistern aus den Kreiskommunen war die Folge. Herausforderung: Platzbedarf und Personal! Wie so viele Verordnungen wurden auch diese am Reißbrett bestimmt, ohne genügend Bezug zur Praxis und Realität. Viele Kommunen können auf einen Teil der Mitarbeiter*Innen nicht mehr zurückgreifen, denn sie gehören zur Risikogruppe, entweder wegen Vorerkrankungen oder aufgrund ihres Alters (60plus). Wie die Kommunen mit diesen Risikogruppen umgehen, ist den Kommunen vorbehalten. Mehrere Anfragen von mir als Kreisrätin (und Erzieherin) direkt an das Kultusministerium, wieso es eine Ungleichheit gegenüber den Lehrkräften, die keine Präsenzpflicht haben und dem pädagogischen Personal in den Kitas gibt, wurde nie beantwortet. Über den familienpolitischen Sprecher der FDP Dr. Timm Kern MdL, erfuhr ich nun die Antwort: „Das Kultusministerium kann verbindliche Vorgaben zum Personaleinsatz nur für das eigene, schulische Personal, nicht aber für das Personal der Kindergartenträger festlegen.“ Aber für Gruppengröße und – Organisation legt das Kultusministerium die Vorgaben fest. Es bleibt spannend, wie sich alles entwickelt.
Wir tun unser Bestes im Rahmen unserer Möglichkeiten für die Kinder und deren Eltern. Bleiben Sie bitte gesund und frohen Mutes.
Vielen Dank an alle, die unsere Stadtgemeinschaft am Laufen halten!
Mit freidemokratischen Grüßen
Erika Schellmann / Kreisrätin
für die FDP Remseck